Warum es so schwer ist, sich aus toxischen Beziehungen zu lösen

Veröffentlicht am 17. September 2025 um 22:10

“Dann geh doch!“ klingt leicht – ist es aber nicht. Warum Hoffnung, Zweifel und das Umfeld uns binden, und wie der erste Schritt hinaus beginnt.

Doch wer in einer toxischen Beziehung gefangen ist, weiß: Genau dieser Schritt ist einer der schwersten.

Es ist nicht die eine große Verletzung, die bindet. Es ist das Wechselspiel – Zuwendung und Abwertung, Nähe und Distanz.

Die Momente, in denen alles wieder gut scheint, geben Hoffnung. Hoffnung, dass sich doch noch etwas ändert. Hoffnung, dass der Mensch, in den man sich einmal verliebt hat, wieder spürbar wird.

Und genau diese Hoffnung macht es so schwer, loszulassen.

Hinzu kommt die Stimme, die sich leise einschleicht: „Vielleicht liegt es ja an mir.“

Täter und Täterinnen arbeiten oft bewusst mit diesem Zweifel. Sie reden Gefühle klein, verdrehen Tatsachen oder machen Schuld zum Werkzeug. Schritt für Schritt verliert man das Vertrauen in die eigene Wahrnehmung – bis man sich selbst nicht mehr sicher ist.

Auch das Umfeld spielt eine Rolle. Manche Freund:innen oder Familienmitglieder wollen helfen, indem sie mit dem Partner sprechen – und merken nicht, dass sie selbst in die Dynamik hineingezogen werden. Andere wiegeln ab: „So schlimm ist es doch nicht.“ Und so wird das System stabilisiert, während man selbst immer tiefer im Netz hängt.

 

Warum bleibt man also? Weil Herz, Kopf und Umfeld in unterschiedliche Richtungen ziehen. Weil alte Erfahrungen berührt werden – vielleicht Muster, die schon aus Kindheitstagen vertraut sind. Und weil das Bekannte, so schmerzhaft es auch ist, manchmal sicherer wirkt als das Ungewisse.

 

Der Weg hinaus beginnt selten mit einem großen Sprung. Oft beginnt er im Kleinen – mit einem Gespräch, einem Tagebuchsatz, einem ehrlichen Einblick gegenüber jemandem, der zuhört.

Denn das Schweigen hält gefangen. Öffnung hingegen bringt Licht hinein.

Sich anderen anzuvertrauen, kann der erste Schritt sein, den Nebel zu lichten. Ob Freund:innen, Beratungsstellen oder eine Begleitung im Coaching oder in Therapie – entscheidend ist, dass die eigene Stimme wieder Raum bekommt.

 

Freiheit beginnt dort, wo du dir selbst glaubst – und dich traust, das Ungesagte auszusprechen.

 

In meiner Arbeit begleite ich Menschen genau dabei: die Muster zu erkennen, das Vertrauen in die eigene Wahrnehmung zurückzufinden – und Schritt für Schritt innerlich frei zu werden.