
Toxische Beziehungen sind selten nur ein „Du gegen Ich“. Sie sind Systeme aus Rollen, Mustern und stillen Mitspieler:innen. Wer das erkennt, gewinnt Klarheit – und neue Freiheit.
Wenn wir von „toxischen Beziehungen“ sprechen, denken viele sofort an Partnerschaften. Doch das Muster kann überall auftreten: in Freundschaften, Familien, am Arbeitsplatz, sogar in Vereinen.
Toxische Beziehungen sind kein „Privatproblem“ – sie sind ein System, in dem mehrere Rollen zusammenspielen.
Was macht das System toxisch?
Machtgefälle: Eine Person beansprucht Kontrolle – offen oder subtil.
Abhängigkeit: Die andere Seite gerät in eine Position, in der sie klein gehalten wird, sich rechtfertigt oder schuldig fühlt.
Mitspieler:innen: Menschen im Umfeld, die die Dynamik unbewusst stützen – durch Schweigen, Parteinahme oder das Verharmlosen.
Typische Rollen im toxischen System
Der/die Handelnde: nutzt Manipulation, Schuld, Drohung oder „Liebesentzug“ als Mittel der Kontrolle.
Die betroffene Person: wird abgewertet, zweifelt an sich selbst, passt sich an – oft ohne zu merken, wie sehr es Kraft kostet.
Die stillen Mitläufer:innen: Familie, Kolleg:innen, Freund:innen, die wegsehen oder denken, es sei nicht ihr Thema.
Die „gut gemeinten Helfer:innen“: Freund:innen, die mit dem Täter sprechen wollen, in der Hoffnung, es besser zu machen – und dabei selbst von ihm umgarnt oder manipuliert werden. So wird das System unfreiwillig stabilisiert.
Beispiele aus dem Alltag
Arbeitsplatz: Eine Chefin, die ständig klein macht, Kolleg:innen, die wegsehen – und man selbst, der immer unsicherer wird.
Freundschaft: Eine Freundin, die ständig kritisiert, andere, die zustimmen – und du, die sich immer mehr zurückzieht.
Beziehung: Ein Partner, der Schuld umkehrt, dein Umfeld, das sagt: „So schlimm ist es doch gar nicht.“ – oder Freund:innen, die ihn verteidigen, weil sie selbst von seinem Charme eingefangen wurden.
Familie: Ein Elternteil, das dominiert, Geschwister, die schweigen – und das Gefühl, selbst verantwortlich zu sein.
Warum dieses System so stark ist
Toxische Beziehungen sind selten nur „eine Person gegen eine andere“.
Es entsteht ein Geflecht aus Macht, Abhängigkeit, Schweigen und Verstrickungen.
Genau das macht es für Betroffene so schwer, klar zu sehen: Sie sind nicht nur einer Person ausgeliefert, sondern einem ganzen System.
Warum es wichtig ist, das System zu erkennen
Solange wir glauben, „das liegt nur an mir“, bleiben wir gefangen.
Wenn wir aber sehen: Hier wirkt ein ganzes Geflecht, nicht nur eine einzelne Handlung, dann entsteht Klarheit – und die Möglichkeit, das Muster zu durchbrechen.
Fazit:
Toxische Beziehungen sind keine Einzelgeschichte. Sie sind Systeme, die aus Rollen, Mustern und stillen Mitspieler:innen bestehen.
Der erste Schritt zur Veränderung ist, dieses System zu erkennen. Denn was sichtbar wird, verliert seine Macht.
💡 Systemisches Coaching kann hier helfen, diese Strukturen zu durchschauen und neue Perspektiven zu entwickeln.
In meiner Arbeit begleite ich Menschen dabei, genau diese Klarheit zu gewinnen – und so den ersten Schritt in mehr Freiheit und Selbstbestimmung zu gehen.